Mein 2022 – alles darf und alles gleichzeitig

30. Dezember 2022

30.12.2022 – Letztes Jahr Anfang Dezember habe ich mit einer Freundin eine “Beste des Tages” – Liste angefangen (inspiriert von Matze Hielscher und Phillip Siefer, die das vor einigen Jahren mal gemacht haben). Und tatsächlich haben wir es geschafft, jeden Tag des Jahres etwas aufzuschreiben, zwar manchmal mit etwas Verzögerung, aber es gibt nun 389 Einträge, seit dem 06.12.21 bis heute. Diese bin ich gerade noch einmal durchgegangen und ein paar Sachen sind mir aufgefallen:

Je länger wir die Liste führen, desto detaillierter, offener und ehrlicher werden die Einträge

Das Beste des Tages war häufig Zeit mit jemandem zu verbringen oder Me-Time

auch negative Dinge und / oder Gefühle sind mit aufgelistet und haben ihren Platz

Ich weiß nicht, ob Du zufällig den Film “Everything, Everywhere, All at once” gesehen hast, aber dieser Titel und auch das Gefühl beim Schauen trifft 2022 ziemlich auf den Punkt, das entnehme ich auch unserer Liste. Ein Blick in die Nachrichten bestätigt das noch mal auf weltlicher Ebene. Gefühlt war dieses Jahr alles dabei und eben “all at once”. Von Verzweiflung, über Ängste und Überforderung zu den wunderschönsten Momenten, Begegnungen und Gesprächen. Tränen und herzhaftes Lachen waren oft nah beieinander. Aber auch Stillstand und Aushalten, Reisen und viel Zeit für sich selbst. Und ich glaube, das ist auch schon das größte persönliche “Mitbringsel” / Learning aus 2022 – das alles sein darf und vor allem auch alles gleichzeitig existieren darf. Aber zuerst ein kurzer Blick auf die großen Dinge des Jahres:

Personal

Auf persönlicher Ebene bin ich ziemlich oft eines besseren belehrt worden, aber definitiv zum Guten!

Zum Beispiel habe ich nach zwei jährigem “Kampf” (vor allem mit der Bachelor-Arbeit) endlich mein Studium abgeschlossen, obwohl ich schon ehrlicher Weise nicht mehr daran geglaubt habe. Die beste Familie und die besten Freunde um mich rum haben aber (zum Glück!) immer ein wenig mehr an mich geglaubt, als ich an mich selber und haben mich häufig aufgefangen und gepusht. Ohne diesen Rückhalt und vor allem die Hilfe hätte ich es sicherlich nicht geschafft – an dieser Stelle also noch einmal ein fettes Danke, falls ich es noch nicht oft genug gesagt habe (you know who you are <3). Und am Ende bin ich ehrlich gesagt ziemlich stolz, es doch durchgezogen zu haben. Auch wenn emotionaler Abschluss und der auf dem Papier durch Monate getrennt waren, so freue ich mich immer noch sehr. Durchhalten lohnt sich doch, abbrechen wäre aber auch völlig okay gewesen.

2022 war irgendwie auch das Jahr der Begegnungen mit vielen schönen Momenten, Kontakten und Gesprächen. Besonders Situationen, aus denen ich mich früher immer gerne herausgezogen habe (vor allem viele fremde Menschen auf einmal), habe ich mich dieses Jahr (mal ungewollt, mal gewollt) gestellt und bin wider meiner Erwartungen / Befürchtungen unglaublich wertschätzend aufgenommen und behandelt worden. Introvertiertheit und geringer Selbstwert haben es mir in der Vergangenheit doch häufig schwer gemacht in solchen Situationen offen und nicht urteilend zu sein, bzw. mich überhaupt dem hinzugeben. Gerne bin ich einfach gleich zu Hause geblieben in meiner comfort zone und meinem Schneckenhaus.

Dieses Jahr habe ich ganz tolle Menschen kennengelernt, tiefgründige und gleichgesinnte Gespräche geführt und viel daraus gelernt. Neben diesen Begegnungen mit anderen Menschen, muss ich natürlich auch Begegnungen mit mir selber nennen. Grenzen erkannt und gesprengt, besser mit starken Emotionen und deren Situationen umgegangen und mich einige Male überrascht. Für 2023 weiß ich, dass ich gewappnet bin, egal was kommt, mehr aus meinem Schneckenhaus ausbrechen und mit anderen (mit-)wachsen kann.

Der letzte große Punkt (es gab natürlich auch noch viele kleinere), war das Reisen. Von einem Mutter-Tochter-Urlaub in den Bergen, das Überraschen meiner Oma zu ihrem Geburtstag, der zwar nicht so geplante, aber sehr schöner Geschwister-Urlaub im Norden bis hin zum spontanen Day-Trip an die Ostsee, die Edinburgh-Reise (große Liebe!) und Freunde-besuchen-Tour im Süden. Ich habe unglaublich viel gesehen, erlebt und schöne Marmeladenglas-Momente mit nach Hause gebracht. Gleichzeitig habe ich aber auch gemerkt, dass das zu viel war und ich mehr Beständigkeit zwischen diesen Reisen brauche. Immer mal nur zwei Wochen zu Hause und teilweise aus dem Koffer leben – ich glaube, da bin ich jetzt zu alt für. 🙂

Business

Ein anderer großer Meilenstein dieses Jahr war natürlich der Start von Lorelai Fotografie (yay!). Ein Traum, der bis vor einigen Jahren eigentlich noch keiner war und ohne den diese Zeilen hier wahrscheinlich im Verborgenen geblieben wären. Aber so ist es manchmal – eben das Leben. Aber auch hier gingen “aller Anfang ist schwer” und “jedem Anfang wohnt ein Zauber inne” Hand in Hand. Natürlich wusste ich, dass es nicht einfach wird, auch mit jahrelanger Erfahrung als Kleinunternehmerin. Aber es gab häufig Momente, an denen ich manchmal verzweifelt bin (und in Zukunft wahrscheinlich auch sein werde) oder geglaubt habe, das wird doch alles nichts. Auch wenn es weiterhin die gleiche Branche ist, eine komplett neue Niche zu bedienen und sich neu aufzustellen ist dann doch irgendwie wie bei null anfangen. Das lag auch vor allem an der Deutschen Bürokratie und Inkompetenz (oder eher dem nicht zugeben wollen dieser, Inkompetenz per se ist ja nicht schlecht) und Willkür manch anderer Menschen. Und natürlich auch an mir, meinen Glaubenssätzen, meinen Erwartungen und meinen Ängsten. Ich bin für mich und meinen Erfolg / mein Glück verantwortlich – sonst würde ich lügen. Gleichzeitig habe ich aber auch total tolle und nette Erfahrungen, z. B. mit meinen Ämtern im Bezirk gemacht, was in Berlin wirklich fast an ein Wunder grenzt (wer hier schon mal beim Amt war und in deren Genuss gekommen ist, kann verstehen, warum man sich so darüber freut). Dennoch bin ich so voller Motivation und Leidenschaft, dass selbst diese Ängste, die wahrscheinlich jede*r beim Selbstständig machen hat, sich bisher in Grenzen halten. Dennoch kann ich natürlich nicht ignorieren, dass sie da sind. Und wenn ich eines in den letzten Jahren gelernt habe, dann das solche Dinge wegschieben doppelt zurück kommt. Sich stellen und sie anerkennen macht es schon mal ein wenig leichter.

Auch in der kurzen Zeit seit dem Start durfte ich viele tolle Menschen kennenlernen, meine eigenen Grenzen erkennen, viel lernen und auch genießen. Und dafür bin ich unendlich dankbar. Denn wenn man einmal in die Welt hinausschaut, dann weiß man, dass das alles nicht selbstverständlich ist und sich jeden Moment ändern kann.

Und das ist irgendwie der große Downer dieses Jahr – die Welt. So schön sie ist so grausam ist sie. 2022 hatte ich irgendwie das Gefühl, das alles noch schlimmer geworden ist und manchmal viel es mir bei all dem Weltschmerz echt schwer, positiv zu bleiben. So negativ kannte ich mich vor diesem Jahr auch noch nicht. Zusätzlich sich zu versichern und einzugestehen, dass es trotz all der Geschehnisse okay ist, froh zu sein, dankbar zu sein und Spaß zu haben, sich aufs positive zu konzentrieren und das Leid auch mal beiseite zu schieben. Es ist eben das große Learning 2022: es darf alles und gleichzeitig sein, eben everything, everywhere, all at once.

Love

PS: Für meinen kurzen Jahresrückblick in Bildern, schau einmal hier.

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